Ballonauten Tagebuch

geschrieben von Jakob Schmid Transkribiert von Irmgard Wiendl

Lege meine Eindrücke von unserer Reise kreuz und quer durch Deutschland mit dem Riesenfußball nieder.

Am 10 Mai. 1932 früh 6 Uhr reiste ich (Jakob Schmid) und mein Schicksalsgenosse Franz Perzel von Regensburg ab.

Es fing gerade leicht zu regnen an, als wir von der Obermünster Brauerei, Vereinslokal des 1 FCR abmarschierten, begleitet von unseren treuen Vereinskameraden May Pritzel, Judmann Dreifuß und noch ein paar.
Geräuschlos ohne Musik u.s.w. ging es fort ins Ungewisse.
Als wir die Steinerne Brücke passierten hatten wir gleich ein Pech, es geht schon recht schön an.

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Es hatten sich im Inneren des Balles unsere Keilstützen eingeklemmt und verursachten somit, daß der innere Anstrich abgenutzt wurde.
Die kleine Stockung wurde bald behoben und mit gemischten Gefühlen ging es weiter.
Pritzel May und Dreifuß begleiteten uns bis Zeitlarn, wo wir dann Abschied nahmen.

Ein herzlicher Händedruck und mit vielen Glückwünschen trennten wir uns.
Es regnete immer besser, ganz durchnäßt kamen wir mittags nach Regenstauf, wo wir dann auch blieben.

Die erste Nacht, mit was für Gedanken wir uns zu Bette legten, kann man nicht beschreiben, das muß man selber erleben.

Regenstauf ab am 11. Mai 32 früh 9 Uhr.
Trotz schlechter Witterung ging es mit frohem Mut und großen Hoffnungen weiter.

In Burglengenfeld kamen wir um 1 Uhr mittags an, wo uns die Kinder mit großem Hallo emtpfingen. Hier wurden wir das erste mal von der Polizei kontrolliert, ob unsere Papiere stimmen!
Ist so was nicht lächerlich 20 Kilometer von Regensburg weg?
Karten verkauften wir wenig, da Burglengenfeld ja bekannt ist als armes Städtchen, hatten wir uns auch keine großen Hoffnungen gemacht.

Um 6 Uhr abends fuhren wir weiter bis Teublitz, wo wir um 7 Uhr eintrafen.

Zielheim ab am 13. Mai 32 früh 9 Uhr.

In Schwandorf angekommen früh 10 Uhr, bleiben über die Pfingstfeiertage in Schwandorf. Hatten sehr gutes Wetter. Es war auch Zeit, denn immer im Regenwetter wandern ist nicht schön.
Das Polizeiamt war sehr zuvorkommend. Steigen im Hotel Kloster ab und stellen im Hof unseren Ball auf. Besitzer sehr nett und anständig.

Am Sonntag den 14 Mai 32 fuhren wir auf den Fußballplatz des FCK Schwandorf, welche uns die Erlaubnis gaben.
Abends gingen wir in die Hubmann Brauerei wo wir mir DCK Mitgliedern bei einem guten Tropfen gemütliche Unterhaltung hatten. Pfingstsonntag in der Früh um 6 Uhr bekommen wir Besuch und zwar vom Graf Christl und seiner Braut auf eine kurze Weile. Nachmittags war ein Spiel Fußballklub Schwandorf gegen den deutschen Meister DJK welche letztere 2 zu 1 gewannen.

Geschäftlich konnten wir nicht viel machen. Abends fuhren wir nach Etmannsdorf wo Kirchweih war. Konnten auch dort nicht viel Karten verkaufen. Der Wirt war ein guter Mensch, hatten wenigstens einen guten Aufenthalt gefunden.

Anderntags, Pfingstmontag habe ich Küchel backen helfen. Er gab uns auch welche mit auf unsere Weiterreise.
Werden Gastwirt Vilsmeier nicht vergessen.

Von Etmannsdorf ab am 17. Mai 32 um 12 Uhr.

Über Schwandorf nach Schwarzenfeld, dort angekommen abends 7 Uhr bei Brauerei Bauer Vereinslokal FBK Schwarzenfeld abgestiegen, waren sehr gut aufgenommen worden.

Von Schwarzenfeld ab am 18. Mai 32 um 8 1/2 Uhr.

In Nabburg mittags angekommen, konnten fast überhaupt nichts verkaufen.
So teilnahmslos sind dort die Leute. Unsere Hoffnungen schwanden immer besser. Was wird da noch werden, wenn es immer so schlecht bleibt. Machten wir im Laufe des Nachmittags wieder weiter und sind um 6 Uhr abends in Pfreimd angekommen. Beim Gasthof zum Wilden Mann abgestiegen. Waren ganz gute Leute.

Mußten hier das Karten hausieren anfangen, da das Geld ausging.
Es ist furchtbar, so von Tür zu Tür zu laufen, wer das noch nicht mitgemacht hat, kann es gar nicht verstehen, was das für eine Qual ist.
Franz wurde bei einem Haus ausgeschaft als er Karten anbot.
Ein Pfreimder Wirtssohn, welcher hier sein Gasthaus hat, drohte mit der Schaufel. Er wollte mich schlagen, da ich ihn einen Stoffel nannte. Ich hatte auch die Berechtigung dazu, denn er lud mich und den Sport zum Kirchweih ein, habe es ihm aber ausgetrieben, zum zuschlagen hat er es sich doch überlegt als er sah, daß ich nicht davon lief.

Von Pfreimd ab am 19. Mai 32 nachmittags circa 3-4 Uhr.

In Luhe angekommen abends 7 Uhr. Vor Luhe wurden wir fotographiert, welche versprachen ein Bild dem 1 FCR zu schicken. Übernachteten im Gasthaus zum roten Ochsen. Geschäftlich hatten wir auch nicht viel machn können, man kann es nicht glauben.

Von Luhe ab am 20. Mai 32 früh 9 1/2 Uhr.

In Weiden angekommen um 7 Uhr abends, abgestiegen im Gasthaus Wald…saal, Besitzer Wilhelm Fritz. Hatten sehr gute Aufnahme gefunden, vor dem Gasthaus verkauften wir unsere
Karten sogar Samstags.

Hier wurden wir auch von der Polizei kontrolliert. Hier hatten wir wieder bessere Einnahmen zu verzeichnen, haben wenigstens wieder etwas Mut bekommen, waren in Weiden zwei volle Tage.

Von Weiden ab am 23. Mai 32 früh um 10 Uhr

Über Neustadt an der Waldnaab hatten dort einige Karten abgesetzt und fuhren dann weiter bis
nach …….Bluren-Mitteldorf??, angekommen 7 Uhr, Einnahmen zufrieden stellend. Von Regensburg bis hier haben allerhand Steigungen und sehr schlechte Straßenverhältnisse hinter uns, was wir da leiden mußten ist nicht zu beschreiben.
Ob uns das einmal bewertet wird?

Von Hurren- Mitteldorf??? ab am 24. Mai 32 früh 10 1/2 Uhr.

In Tirschenreuth angekommen um 7 3/4 Uhr abends.
Unterwegs bekamen wir von einer Bauersfrau “Grüneskäs .?.. Geräuchertes”, hat nicht schlecht geschmeckt.
Sind im Gasthaus Goldener Löwe, Vereinslokal DT, Besitzer Höfinger abgestiegen.
Dort verlebten wir schöne Stunden, da die Bevölkerung im allgemeinen nett war, sowie auch die Behörde. Das war wenigstens eine Entschädigung für die schlechte Behandlung welche wir in Schönficht bekamen als wir einen kleinen Imbiß dort einnahmen in dem größten Gasthof. Diese Wirtin behandelte uns direkt, wie man es mit einem Landstreicher nicht macht.
Man darf natürlich bei einer solchen Fahrt nicht Mut und Ausdauer verlieren und manches einstecken und die Hauptsache ist die Hoffnung nicht verlieren.

In Tirschenreuth ab 25. Mai 32 früh 10 1/2 Uhr.

In Mitterteich an um 3 Uhr nachmittags, Gasthaus zum Bären. Besitzer Richtmann Dt Lokal abgestiegen, hatten sehr gute Aufnahme gefunden. Geschäftlich war es wieder sehr schlecht. Warteten den Fronleichnamszug ab und machten uns nachmittags gleich weg um uns nicht in Unkosten zu stürzen, Zeit verlieren und keine Einnahmen zu verzeichnen. Das können wir uns nicht leisten.

Von Mitterteich ab am 26. Mai 32 nachmittags 1 Uhr.

In Pechbrunn blieben wir, da uns ein Gewitter überraschte über Nacht. Abends als wir im Lokal saßen hatten wir einen kleinen Streit mit dem Bürgermeister, wurde aber mit einigen Maß Bier wieder von Seiten des hohen Herrn geschlichtet, denn er hatte nämlich vollständig unrecht. Von Seiten der Landbevölkerung wurde uns erzählt, das ihr Bürgermeister ein guter Mensch ist, aber wenn er ein bisserl viel Bier hat, dann streitet er gerne.

Von Pechbrunn ab am 27. Mai 32 mittags um 11 1/2 Uhr.

Einige Kilometer fuhren wir als der Grenzstein Oberpfalz-Oberfranken in Sicht kam.
Machten dort eine Aufnahme, welche zeigt, wie froh wir waren unsere Schöne Oberpfalz endlich hinter uns zu haben, denn es war im Durchschnitt recht schlecht, denn es ist halt ein armes aber auch nicht freigebiges Volk.

Um 3-4 Uhr trafen wir in Marktredwitz ein, eine kleine Verbesserung.
Nun sind halt die Leute noch etwas mißtrauisch, da sie meinen wir halten nicht durch, das macht natürlich viel großes aus und wirkt sich in finanzieller Hinsicht aus.
Als ich den Oberbürgermeister aufsuchte und um Unterschrift bat, war er sehr zuvorkommend und hatte für unsere Sache großes Interesse, mit einem Wort, er war ein feiner Mann und hatte sehr viel übrig für Sportler.
Im Gasthaus Goldener Adler Besitzer Christl Kubins, Gewerkschaftshaus stiegen wir ab. Sind sehr gut aufgenommen worden sind mit den Einnahmen zufrieden gewesen.
Etwas besser ist es schon im Oberfränkischen als in der schönen Oberpfalz.

Von Marktredwitz aus ab am 28. Mai 32 früh 9 Uhr

mußten wir gleich den gefürchteten Rabitzer Berg rauf. Er war auch unheimlich lang und besitzt eine fürchterliche Steigung. Hatten sehr viel Zuschauer, denn alle sagten den Ball bringen wir nicht herauf. Hatten uns natürlich zusammengenommen und schafften unseren Ball in 35 Minuten hinauf.
Die Anerkennung unserer Leistung blieb auch natürlich nicht aus. Um 3 Uhr nachmittags trafen wir in Wunsiedel ein. Vor dem Lichtspielhaus hielten wir der Besitzer machte uns einen Antrag, wir sollten in seinem Kino einen kurzen Bericht unserer Reise wiedergeben, das machten wir auch.

Konnten ganz nettes Geld dafür einkassieren. Im Gasthaus zur Sonne, Besitzer Arthur Weinhold Vereinslokal der Spielvereinigung Wunsiedel abgestiegen. Hier waren wir bis jetzt am Besten aufgenommen worden. Am Sonntag war Jugendtag wo wir im Festzug mitfuhren, hatten natürlich große Begeisterung hervorgerufen. Leider setzte ein starker Regen ein, daß das Sportfest abgesagt wurde.

Ein solches Pech, der Verein hatte natürlich großen Schaden und unsere großen Einnahmen sind flöten gegangen. Wir sind schon recht große Pechvögel. Trotz alledem war es abends im Vereinslokal recht gemütlich. Der Vorsitzende begrüßte uns auf das herzlichste und forderte die Mitglieder auf uns durch Karten abnehmen zu helfen, daß wir unsere Reise mit viel Erfolg beenden können.

Die Vereinskapelle trug auch viel dabei diesen Abend recht gemütlich zu gestalten. Als wir unsere Karten an den Mann gebracht hatten bedankte ich mich bei unserem Gastgeber auf das Herzlichste und gab zu verstehen, das wir uns so richtig wie zu Hausse fühlen, wie bei unserem FC. Es war auch so.

In Wunsiedel trafen wir ein FC Mitglied, Besse May an. Er wie wir hatten natürlich eine große Freude, denn schon manchen heißen Kampf bestritten wir in der Mannschaft.

Wunsiedel wird uns auch stets in bester Erinnerung bleiben. Haben jetzt in 19 Tagen ca. 160 km hinter uns.

Von Wunsiedel ab am 30. Mai 32 um 3 1/2 Uhr nachmittags.

Bei schlechter Witterung ging es weiter in Begleitung Besse May und seiner Frau sowie einiger Fußballspieler, hatten einen ganz schönen Berg zu überwinden, war etwas länger als der Rawitzer aber nicht so steil.

Als wir ihn überwunden hatten nahmen wir Abschied von unserem lieben Sportskameraden May und seiner Freunde. Unser Kamerad war sehr ergriffen als wir auseinander gingen.
Hatte halt noch seinen alten FC Geist in ihm, das konnte man ihm ankennen. Ich schätze es ihm auch hoch an.

Nach kurzer Zeit setzte ein großer Regen mit Hagelschauer ein, aber mit frohem Mut und zurückdenkend an unsere Gastgeber ging es fröhlich weiter.
Ganz durchnäßt und mit etwas Schüttelfrost gelangten wir um 7 1/2 abends in Marktleuthen an, nahmen Quartier im Gasthaus zum Goldenen Löwen Besitzer Simet, waren hier auch ganz gut aufgenommen. Einnahmen konnten wir so gut wie gar nicht verzeichnen. Es war ja auch schlechtes Wetter.

Von Marktleuthen ab den 31. Mai 32 mittags 2 Uhr.

In Oberweißenbach angekommen um 7 Uhr abends, konnten bis nach Selb nicht mehr kommen, war doch etwas weiter als wir dachten.
Hatten ganz gute Aufnahme gefunden bei einem Dorfwirt. Einnahmen gar keine.
Wir sind finanziell erledigt, fast keine Karten mehr und kein Geld.

Was wird das werden? Können wir unsere Reise weiter machen oder müßen es wir beenden? Große Hoffnung auf Selb. Haben wir Glück? Nur nicht den Mut verlieren, es wird schon gehen.

Von Oberweißenbach ab, den 1. Juni 32 um 9 1/2 Uhr vormittags.

bis nach Selb waren nur noch 5 km, an diesem Tag fuhren wir nicht viel. Als wir die Stadt sichteten wurde und ganz schlecht zumute, haben wir hier Glück?
Nur abwarten war unser Losungswort.
Hallo was ist da los? Eine Menschenmenge erwartete uns.

Das kam so: Das Selber Tagblatt brachte einen Artikel über uns und die Selber Bevölkerung hatte zwar nicht recht geglaubt, da der 1. Juni war und der Redakteur an solchen Tagen schon öfters die Selber Bevölkerung in den Mai oder Junibummerln schickte.
Als wir tatsächlich erschienen war natürlich großes Hallo bei den Leuten, und sie bewerteten unsere Sache sehr, das bekundeten sie dadurch, da sie uns tatkräftig unterstützten, bis nach 11 Uhr ging es zu. Unbeschreibliche Freude unsererseits, da wir tatsächlich in finanzieller Hinsicht gerettet waren. Die Selber Bevölkerung hat sehr mitgeholfen, das wir nicht mit Schande zurück mußten in unsere Vaterstadt. Die Karten waren bis auf 100 Stück weg. In der Nacht mußte ich noch ein Telegram aufgeben um Karten. Auch für unsere Familie blieb ein ganz nettes Sümmchen übrig.

Wenn man bedenkt, das bei 12000 Einwohnern ca. 3000 Arbeitslose sind und diese armen Leute hatten unsere Rettung bewerkstelligt.
Behörden sowie Sportvereine haben uns anständig und zuvorkommend behandelt.
Selb, die Stadt welche uns ein tiefes Gepräge in uns einschrieb werden wir nie vergessen.

Von Selb ab den 2. Juni 32 2 Uhr mittag.

Nach Rehau über Schönwald. Angekommen in Rehau abends 7 Uhr, hier auch ein großer Mitlauf, aber keine wesentlichen Einnahmen zu verzeichnen. Rehau soll überhaupt bekannt sein, das sie schlechte Geber sind, sie sind recht neugierig aber nicht freigebig. Abends besuchte ich die Versammlung des Fußballvereins, welche uns ganz nett unterstützten.

Am anderen Tag suchte ich den Bürgermeister Strobel auf, welcher ein sehr netter Mann war. Er nahm mich sehr nett auf. Im Schützenhaus Besitzer Hans von der Grün nahmen wir Quartier. Er nahm uns sehr gut auf.

Von Rehau ab den 3. Juni 32 5 3/4 Uhr abends.

Schwarzenbach an der Saale an um 8 1/2 Uhr abends im Gasthof Christoph Sölch Quartier genommen. Hatten noch einige Karten verkauft, mußten aber eine Gemeinheit von einem jungen Menschen einstecken. Er wollte unser Kruzifix, welches im Ball hing ausreißen, er überlegte es sich als Franz und ich ihn scharf erpackten.

Dann wollte er uns bei der Polizei anzeigen, weil wir noch Karten verkauft haben.
Da sieht man wieder wie gehäßig oft Menschen sein können. Nur die Polizei gab ihm kein Gehör da er betrunken war.

Von Schwarzenbach ab am 4. Juni 32 vormittags 10 Uhr.

In Hof angekommen 6 !/2 Uhr abends. Was ist hier los? Ganz Hof im Fahnenschmuck, ja so, es ist Attilleriefest hier mit der Anwesenheit des Prinzen Rupprecht von Bayern.

Alles ist im Aufruhr, man möchte es ja nicht glauben. Deutschland nennt sich Republik, aber weit gefehlt, da merkt man doch hier, daß monarchistisch Strömungen in jedem Deutschen noch steckt. Und man sieht daß das Deutsche Volk immer noch großartige Feste feiern kann trotz aller Not.

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Durch dieses Fest und schlechter Witterung haben wir in 3 Tagen wo wir in Hof waren 10 Mark eingenommen, man möchte es nicht glauben. Ein Berliner der längere Zeit bei unserem Verkauf zusah, ärgerte sich sehr, daß unsere ehrliche Sache und mutige Tat so wenig Verständnis findet und er äußerte sich recht stark und abfällig über Bayern. Er meinte die Bayern kennen nur ihr Bier, aber für eine mutige Tat haben sie kein Verständnis.

Wir Berliner achten das sehr und schätzen so was hoch ein.
Nun wir sind neugierig auf Berlin.
Wollten Hof am Dienstag verlassen, da setzte aber wieder ein solches Regenwetter ein, daß wir noch blieben.

2. Bürgermeister von Hof gab mir den Stadtstempel und 1 Mark. Hat großes Interesse für unsere Sache gehabt.

Von Hof ab den 7. Juni 32 mittags 2 Uhr.

kamen nur bis Haid, Trafen hier die Deutschlandfahrenden – Zeppelinfahrer, wir kamen in ein Gespräch, welches uns so lang aufhielt, das es schon zu spät war um weiterzufahren.

Diese Unterhaltung welche natürlich auf geschäftlichem Standpunkt landete, war sehr interessant und aufklärungsreich für uns. Wir konnten schon manches bewerten.

Von Haid ab am 8. Juni 32 9 Uhr.

Nahmen hier Abschied von den Schicksalsgenossen, Zeppelinfahrer, und mit Hoffnung und frischen Mut ging es wieder weiter.
So um 6 Uhr kamen wir in Pirk an. Ließ mir gleich vom Bürgermeister des Dorfes, es ist ein Ausflugsort vor Plauen, unser Reisebuch abstempeln, dann suchten wir uns Quartier, aber was passierte hier, uns wollte niemand Gastfreundschaft geben.

Pirk gehört schon zu Sachsen, es geht hier schon schön an. Kaum in Sachsen und schon treffen wir auf Schwierigkeiten.
Unsere Hoffnung auf Verbesserung schwand schnell wieder. Das kann ja lustig werden.
Wir machten uns endlich auf die Füße, als wir sahen das die Leute etwas geistig zurück sind und suchten uns einen Platz auf einer Wiese. Nun es war ganz schön im Freien zu kampieren.

Keinen Hofraum, macht auch nichts, konnten einige Karten losbringen da einige Spaziergänger vorbeigingen und uns welche abnahmen.

Von Pirk ab am 9. Juni 32 früh 9 Uhr.

In Plauen angekommen um 5 1/2 Uhr. Bevor wir Pirk verließen mussten wir einen ganz netten Berg hinauf. In Plauen ging es gleich auf die Polizei und bekam den Nensladt??? Platz zum aufstellen unseres Balles.

Dann entgelte ich die Landessteuer für Sachsen.
Musste 10 Mark bezahlen mit dem Hinweis, diese Steuer gilt nur bis 20. Juli. Also ab 20 Juli dürfen wir in Sachsen keine Karten mehr verkaufen.
Hätte ich mehr bezahlt, dann hätten wir ein ganzes Jahr verkaufen können.
Wenn man aber von Hof bis Plauen mit einem eisernen Bestand von 13 Mark reist, so geht halt das bezahlen nicht so leicht.

Wir sind in Plauen vollständig mittellos angekommen, als ich den Stadtplatz mit 230 Pfennig und 10 Mark für Landessteuern bezahlt hatte, besaßen wir noch 70 Pfennige, was ein großes Vermögen war.

Wir konnten dann noch ein wenig Kasse machen und konnten uns doch ein Abendbrot kaufen. Bevor wir Ladenschluß machten kam ein Landsmann aus Wiesau stammend, hier wird er Distelfink genannt, er ist in seinem Beruf Gärtner.
Er lud uns in sein Heim ein und wir sagten zu. Wir waren doch froh Unterkunft gefunden zu haben

Aber welche Enttäuschung stand uns bevor, bei ihm war es schon recht schmutzig. Ein Kitzerl (Katzerl?) lag hinterm Ofen und Schmutz über Schmutz von Frau und Kindern.
Den Mitbewohnern des Häuschens passte es auch nicht recht, so hatten wir doch eine Ausrede bei unserem Landsmann. Wir sagten, es ist besser wenn wir und doch etwas anderes suchen.

Dabei waren wir froh trotzdem es uns ärgerte. Diese Leute sahen uns direkt als Zigeuner an.
Nun wir fanden Unterkunft auf einer Wiese neben dem Elster Ufer, Fluß heißt Schwarze Elster.
Wir hatten es hier recht gut. Am Sonntag kamen Leute welche uns Essen gaben, war ganz nett von diesen Menschen, man sieht das es halt überall gute und böse Menschen gibt.
Sonntag nachmittag war ich im Naturheilbad, ein herrliches Bad, so was wäre für Regensburg recht.

Aber leider ist in dieser Beziehung unsere Vaterstadt weit zurück.
Nun vielleicht treffen wir nach unserer Reise ein Regensburger Familienbad an, daß ich nicht lache. Behörde sowie Sportverein ganz nett, nur der größte Verein hat sich recht schmutzig benommen. Habe ihn auch nicht in unserem Reisebuch drinnen. Wetter war sehr schön.

Plauen ab am 13. Juni 32 früh 9 Uhr.

Wir mussten bei unserer Weiterfahrt fast ganz Plauen durchfahren.
Durch die Bahnhofstraße welche sehr lang und eine ganz nette Steigung besitzt fahren.

Es war aber nicht umsonst, als wir einmal Halt machten verkauften wir noch einige Karten, da die Leute es selber sahen was für eine Leistung wir vollbringen.

Um 5 1/2 Uhr kamen wir in Elsterberg an, ein herrliches Städtchen ganz in Waldbergen eingeschlossen. Die Behörden waren sehr zuvorkommend. Wir durften gleich neben dem Rathaus unseren Ball aufstellen.

So um 7 Uhr fuhren wir auf den Fußballplatz des Elsterberger Ballspiel Klub, dort war gerade 20 jähriges Vereinsjubiläumsfeier, schade das wir den letzten Tag verbrachten, es waren eben schon die letzten Jubiläumsspiele der unteren Mannschaften.

Hatten wenigstens einen guten Aufenthaltsplatz gefunden. Abends saßen wir gerade ganz gemütlich bei einigen Vereinsleuten zusammen, da lud uns ein Mitglied, der aber in Brocken wohnte zum Essen ein. Er versprach uns einen Kinihasen, da wir sowieso verbeikommen sagten wir zu. Sind neugierig ob es auch wahr ist?

Einnahmen waren nicht gut.

Von Elsterberg ab am 14. Juni 32 nachmittags 3 Uhr.

Auf unserer Weiterfahrt sehr schöne Steigung zu überwinden. Fuhren kurz knapp von der Thüringschen Grenze vorbei.
In Brockau angekommen um 5 1/2 Uhr, ließ gleich mein Buch abstempeln, dann suchte ich unseren Gastgeber Sportler Fröhlich auf, welcher uns den versprochenen Hasen tatsächlich bereithielt, und wir freuten uns riesig auf das Abendbrot.

Es gab Kinihasen mit vogtländischen Klössen, aber welche größe die besaßen, wie ein kleiner Kinderkopf, davon verzehrte ich bloß 5 Stück. Hier ist uns im allgemeinen aufgefallen diese prope Reinlichkeit der Häuschen und Arbeiterwohnungen. Hatten ganz nette Unterstützung Seiten der Einwohner Brockaus. Unser Quartier schlugen wir in einer Ecke der Dorfstraße neben dem Gasthaus auf.

Von Brockau ab am 15. Juni 32 früh 9 Uhr.

In Netschkau früh 10 1/2 Uhr eingetroffen und bis über mittags geblieben, hier wurde unsere Leistung wieder sehr hoch bewertet, hatten auch stets gute Unterstützung bekommen. Wir können feststellen, daß wir von Regensburg bis hier her am besten vom schaffenden Volk, also der kleine Mann, am besten unterstützt wurden.

So um 1 Uhr rum fuhren wir weiter über Mylau ins Vogtland wo wir uns auch ein paar Stunden aufhielten nach Reichenbach. Kamen so um 5 1/4 Uhr an. Bekommen Genehmigung am Roßplatz unseren Ball zur Schau zu stellen.

Bevor wir diesen Platz erreichten mussten wir eine furchtbar steile und lange Straße befahren.
Es wurde unsere Leistung anerkannt und wir verkauften sehr gut.
Abends übernachteten wir im Vereinslokal FC Reichenbach Gastlokal Bürgergarten, waren ganz gut aufgenommen worden. Anderntags stellten wir nochmals am Roßplatz unseren Ball auf bis 7 Uhr.

Von Reichenbach ab am 16. Juni 32 7 1/2 Uhr abends.

8 3/4 Uhr in Unterhainsdorf angekommen. Unser Quatier schlugen wir auf einer Wiese neben einer Mühle auf.

Da wir uns in Reichenbach Kochgeschirr kauften habe ich heute abends das erste mal Gelegenheit meine Kochkunst zu zeigen. Es muß ganz gut gewesen sein, da Franz fest aß und die Leute auch ein gutes Urteil abgaben, hauptsächlich die Frauen.
Hier haben wir eine ausgezeichnete Unterstützung erhalten, wir waren ganz begeistert. Anderen morgens bekamen wir von einer Frau Kaffee, brauchten also nicht Kaffee kochen. War mir ganz lieb. Blieben hier etwas sehr lange, da wir uns eine Kochkiste machen ließen. Mittags gab es Nudelsuppe und Hackbraten und als Nachspeise Kaffee. Es schmeckt uns sehr gut und was die Hauptsache ist: sehr billig.

Von Unterhainsdorf ab am 17. Juni 32 nachmittags 4 Uhr.

Da konnten wir nicht weiterfahren, da die Hauptstraße repariert wurde, so ein Pech, nun wir machten einfach einen Umweg, aber wir mußten über eine Bauernstraße, welche noch recht steil war fahren bis wir die andere Hauptstraße erreichten.
Kamen in Schönbrunn um 5 1/2 Uhr an, da uns Lengfeld etwas zu weit war, blieben wir gleich hier. Eine Fahrlust hatten wir auch nicht, also Quatier genommen in Schönbrunn bei einem Bauern im Hofe wurden recht nett aufgenommen und hatten bis nachts 12 Uhr Leute um uns.

Ich gab einige Lieder zum besten, welche von Alt und Jung, Männlein und Weiblein mit Begeisterung aufgenommen wurden.

Das wir selber kochen merkten wir recht schön an unseren Geldbeutel. Da wir nicht mehr soviel für unseren Magen brauchen.

Von Schönbrunum ab am 18. Juni 32 früh 9 Uhr.

In Lengfeld angekommen um 10 Uhr. War eine recht arme Stadt, aber trotz allem der Wirtschaftlichen Not Rechnung tragend, nicht schlecht. Hielten uns bis 2 Uhr mittags auf und kamen um 5 1/2 Uhr nachmittags nach Irfesgrün hatten hier sehr gute Aufnahme gefunden, bekamen Mittagessen am Sonntag, hielten uns hier auf, im allgemeinen ist nicht viel zu sagen, einzelne böse Sachen darf man auf einer solchen Reise nicht übelnehmen, denn überall gibt es böse und gute Menschen.

Von Irfersgrün ab am 20. Juni 32 früh 8 Uhr.

Mit frohem Mut ging es wieder fort mit ganz netten Erinnerungen und kamen 5 Uhr nachmittags nach Planitz, fanden dort sehr nette Sportler und blieben gleich da. Im Vereinslokal Gasthaus zur Linde Besitzer Franz stiegen wir ab.

Das dort ganz gute Menschen sind haben wir bei unserer Abreise bemerkt.

Ein alter Bergmann gab uns eine Steigerlampe, wo er seine schwere Arbeit verrichtete und sein treuer Begleiter war, er gab es uns mit dem Vermerk, es soll auch erwärmen im Winter und ein treuer Begleiter sein auf eurem mühsamen Weg, wie wir ergriffen waren, bei diesen einfachen Worten, kann man nicht beschreiben.

Endlich machten wir uns auf den Weg mit beiderseits feuchten Augen ging es weiter.
Mit gedrückter Stimmung, das Wetter passte auch gerade dazu. Es war recht trübe und schaute her zum Regnen.

Von Planitz ab am 22. Juni 32 mittags 11 Uhr.

Brauchten nur eine Stunde fahren und waren in Zwickau, holte mir gleich die Genehmigung zum Aufstellen unseres Balles. Habe die Genehmigung ohne weiteres bekommen, so leicht ist es ja nicht. Man hat allerhand zu laufen, da wird man von einer Tür zur anderen geschickt, es ist halt in Deutschland der Amtsschimmel recht groß.

Wurden im Palast Kaffee vom Besitzer eingeladen, eine fabelhafte Sache, da ist alles beisammen in einem Haus, Kaffe, Kino, Kabarett u.s.w. hat uns ganz gut gefallen.
Die Stadt selbst ist ganz unterminiert, ist halt eine Bergwerks-Stadt, so auch ihr Äusseres, eine richtige Kohlenstadt. Behörden und Sportvereine waren sehr nett zu uns.

Die Arbeitslosigkeit wirkt sich natürlich überall aus. Im Gasthaus Stadt-Straßburg schlugen wir unser Quartier auf.
Ich besuchte auch den in Zwickau sehr bekannten Ferdinand Henkler, ist Glöckner gewesen von der Marienkirche.

Da der Turm nicht mehr ganz gut ist, ist er auch nicht mehr droben und wurde aus diesem Grunde pensioniert. Ich lies mir seinen Lebenslauf erzählen, und sagte folgendes aus:“ Ich wurde 1850 in Zwickau auf dem Turm der Marienkirche geboren, mein Vater war 25 Jahre Glöckner. Als ich 1871 vom französischen Krieg nach hause kam trat ich die Stelle meines Vaters an. So war ich Glöckner von 1871 bis 1923. Bin jetzt 83 Jahre alt und lebe zufrieden mit meiner Pension. Leider kann ich meine Behausung seit einem Jahr nicht mehr verlassen, da meine Füße mich nicht mehr tragen.
Ich erwarte alle Tage meine Sterbestunde, was soll ich noch auf dieser Welt. Da ist alles so anders geworden, ich passe nicht in eine moderne Zeit.“

Als ich nachfragte: Was hat die Kirche schon alles erlebt? erzählte er weiter:“Die Marienkirche wurde erbaut 1110. Sie brannte durch Blitzschläge und den 30 jährigen Krieg

4 x ab, das letzte mal im Jahr 1650“
Als ich Abschied nahm wünschte er mir alles Gute mit unserer Weiterreise. Da sieht man wieder, hier steckt noch ein alter guter deutscher Kern in ihm.
Dieser Mann wäre lieber auf seinem Turm gestorben, als sich anzupassen auf diesen modernen Rummel.

Von Zwickau ab am 23. Juni 32 abends 7 1/2 Uhr.

fuhren wir dann wieder los mit lehrreichen und schönen Erinnerungen bis nach Mosel, war so ca. 9 Uhr und schlugen unser Quartier auf einer Wiese auf.
Einige Abendbummler besuchten uns und nahmen auch Karten ab. Hatte so ungefähr 30 Personen um meine Kochkiste und schauten mir Kochen zu, von den Frauen gute Anerkennung bekommen, und einige Witzbolde meinten, da sieht mans, auch ohne Frauen können Männer sein, ich glaube aber nicht immer?

Von Mosel ab am 24. Juni 32 früh 10 Uhr.

Kommen in Glauchau so gegen 12 Uhr an und bekamen die Erlaubnis an der Mühlgraben Straße unseren Ball aufzubauen und Karten verkaufen zu dürfen.

Der Verein hat Gäste vom Leipziger Fortuna Verein.

Die Kasse die wir machten, wir doch lauter Sportler um uns hatten, war nicht gut.
Der Verein selber war sehr liebenswürdig, er gab uns den Platzschlüssel auch für die Waschräume.
Wir waren natürlich sehr dankbar für dieses Vertrauen. Die Vereinsleitung sah uns halt als Sportler an.
Wir würdigten auch dieses Vertrauen. Abends besuchten wir das Schützenfest, bei einer bayerischen Maß mit Regensburgern verbrachten wir den Abend.

Von Glauchau ab am 25. Juni 32 nachmittags 3 Uhr.

Immer mit wenig Geld alle Tage rechnen, es könnte schiefgehen unsere Reise.
Travelten wir halt wieder weiter mit der Hoffnung, einmal muß doch wieder ein Selb kommen. Ob es kommt?
Abends um 6 Uhr kamen wir nach St. Egidien, bekamen gute Unterkunft in der Bauernschänke, Besitzer Willi Prehl, hier verkehrten, wie es noch bessere Zeiten gab, alle Bayerischen Land- Bahnarbeiter.

Sonntags machten wir wieder unsere Wäsche sauber. Etwas Karten konnten wir auch verkaufen, machten wir uns wieder fertig zur Abreise.
Wie wirds, kommt nicht endlich eine Verbesserung.

Von St. Egidien ab am 27. Juni 32 früh 8 1/2 Uhr.

Nachmittags so gegen 4 Uhr betraten wir Oberlausitz wo die bekannten sächsischen Strümpfe hergestellt werden. Oberlungwitz ist ein Dorf mit 10.000 Einwohnern, so was nennt sich Dorf? Ist 5 km lang.

Endlich nach langen Suchen fanden wir Quartier im Gasthaus Einsiedler, die Pächtersleute waren sehr nett.
Sie ließen uns in einem Vorgarten Aufstellung nehmen zwecks Kartenverkauf, aber was
mußten wir erleben, so was ist uns noch nicht passiert.

Der Besitzer des Gasthauses welche nebenan ein Kino besitzen, gab der Polizei den Auftrag uns sofort entfernen zu lassen.
Die Wirtspächtersleute und die anwesende Menschenmenge machten ein großes Geschrei. Sie schimpften über eine solche Gemeinheit, wo wir doch so anständige Menschen wären.

Dem Polizeiwachtmeister war es recht zuwider aber er mußte den Auftrag ausführen, so peinlich es ihm auch war. Denn kurz vor dieser Affäre war ich doch auf der Polizei und sie wussten doch Bescheid daß wir eine ehrliche Sache machten.
Da kam Rettung in der größten Verlegenheit.

Im Hinterhaus welches neben dem Vorgärtchen angrenzte ließ uns dort aufstellen, trotzdem er auch nur Pächter war.
Er konnte sich so ärgern und wenn die betreffende Person uns noch mal Schwierigkeiten gemacht hätte, hätte er ihr seine Hypothek gekündigt, die er auf seinem Haus besaß.
Nun wir hörten nichts mehr, da ging es auch.
Man möchte es ja nicht glauben, was für Menschen es gibt.
Geschäftlich konnten wir ja nicht viel machen, da das Fabrikdörfchen so lang ist.
Behörde war sehr zuvorkommend.
Auf diesen Fall welchen ich schon schilderte hat uns die Polizei 4 Plätze zur Verfügung gestellt, ist das nicht nett.
Wir brauchten diese Plätze nicht, da uns ja geholfen wurde.
Nun ohne Ärger, Gemeinheiten, aber auch schöne Stunden kann man eben auf solche Reisen nicht sein.

Von Oberlausitz ab am 28. Juni 32 mittags 1 Uhr.

Trotz allem Ärger ging es wieder weiter, wir hatten doch recht gute Leute getroffen, das zeigt eine Aufnahme bevor wir abreisten, gab unsere liebenswürdige Wirtin einen Rosenstrauch mit. Um 5 Uhr nachmittags kamen wir in der Vorstadt Chemnitz-Schönau. Nahmen Quartier im Gasthaus Neustadt. Hatten ein Glück, die Wirtsleute gaben uns Essen, Behörde gut.

Machten nicht viel, nun es wird schon werden. DT Schönau Vorstadt habe ich ganz nette Unterstützung bekommen. Aber nun bekommen wir einen Schreck, in Chemnitz sind Menschen ausgebrochen, heißt es.
Alle Tage soll es so zugehen, ein paar Tote, nun das kann ja lustig werden. Nicht viel Geld besitzen und nach Chemnitz nicht reinfahren können. Wir faßten uns ein Herz und ich fuhr in die Stadt, um selber zu sehen, ob alles wahr ist. Hallo was ist da los, ein Überfallkomando rast durch die Stadt Chemnitz. Als ich auf die Polizei kam und sie ersuchte uns Genehmigung zu geben, daß wir Karten verkaufen konnten, bekam ich es nach langem Laufen mußte vom Rathaus ins Polizeipräsidium und damit in die Kreishauptmannschaft raus. Endlich bekam ich die richtige Auskunft, wohin ich mich zu wenden habe. Das war nicht weniger als in der nächsten Nähe vom Rathaus im Polizeirevier. Ist das nicht ein Blödsinn oder Unkenntnis der Beamten. Als ich mich im Polizeirevier befragte wegen der Unruhen, sagte der Beamte es wäre nicht so gefährlich. Hier sind alle Tage Unruhen. Die Hauptsache ist, wir mischen uns nicht ein. Gott sei gedankt, eine Last von uns weggenommen.

Von Schönau-Vorstadt Chemnitz ab am 29. Juni 32, nachmittags 1 1/2 Uhr.

Mit etwas Mut, da es nicht so gefährlich sein sollte trotteten wir in die Stadt Chemnitz, lat Erlaubnis stellten wir unseren Ball am Neumarkt neben dem Rathaus auf. Kaum waren wir aufgefahren standen schon eine Masse Leute um uns, wie halt überall.

Den Unterschied zwischen Pauen und Zwickau konnten wir gleich merken an Chemnitz, ist halt schon großstadtmäßig. Unser Nachtquatier hatten wir im Hofe des Hotels Stadt Berlin. Hotel nennt es sich, aber es war nur ein einfaches Restaurant. In der Kutscherstube verkehren allerhand Mischungen, uns fällt es immer wieder auf, das in Sachsen große Restaurants noch so Nebenkneipen haben und da gibt es natürlich große Mischung.

Von den Vereinsvorständen wurden wir ganz gut aufgenommen. Polizeisportverein hatte sehr großes Interesse. Der Vorstand von Preußen-Chemnitz gab mir sogar eine Vereinsehrennadel.
Er nahm unsere Sache mit Begeisterung auf. Von einigen Leuten der Nazi wurden wir eingeladen, daß wir in ihrer Küche essen sollten. Wir meldeten uns auch an und bekamen ohne weiteres Essen. Es war erstklassig die Leute die dort essen dürfen können sehr zufrieden sein. Im allgemeinen waren wir mit den Einnahmen zufrieden.

Soviel wir jetzt Sachsen kennengelehrnt haben sind sie unheimliche Parteinarren. Was hier Politik getrieben wir schreibt jeder Spottung. Jedes zweite Wort Politik. Ist es überall so? Dann garantiere ich Deutschland, arme Deutasche, können wir nicht endlich wieder ein Einig-Deutschland werden?

Von Chemnitz ab am 2. Juli 32 abends 7 1/2 Uhr.

Bei größten Regen ging es wieder raus aus der Sachsen Stadt nach Niederwiese, da schlugen wir dann unser Quartier im Restaurant Gaststätte Brauhof auf.
Waren sehr gut aufgenommen. Der Besitzer hat sehr großes Interesse für Franz, da er auch bei der Marine Gediehnt hat und sie ratschten ihre Marine Erlebnisse gegenseitig aus und ich als Grüner hörte andächtig zu, war ein ganz netter Abend.

In Niederwiesen wohnen größtenteils Beamte von der Stadt Chemnitz und diese Leute haben eine Einbildung auf ihren Titel, daß man sich nur was denken muß, um nicht zornig zu werden. Ich möchte nur wissen auf was sie sich einbilden, auf ihr Können?
Das ich nicht lache, daß hat doch gezeigt wie es mir ergangen ist, als ich Genehmigung holte. Meisten solche Beamte, die sich einen Großdünkel einbilden sind gerade nicht die helleren.

Auf einer solchen Reise kann man viel lernen, Hauptsache ist dabei Geduld!

Von Niederwiese ab am 4. Juli 32 früh 8 Uhr.

Immer wieder weiter heißt nun unsere Parole, was wird noch alles kommen über uns. Mittags kommen wir in Anderan an, hier war gerade Schützenfest. Was in Sachen Schützenfeste gefeiert werden kann man nicht beschreiben. Die Bevölkerung ist furchtbar arm, dadurch auch schlechte Einnahmen erzielt.

Stellten unseren Ball vor dem Festplatz auf, konnten aber auch nichts machen.
Als ich die Genehmigung von der Polizei holte mußte ich ganz schöne Gemeinheiten erleben, nun das ist man ja gewöhnt.
Es gibt halt überall so Einfaltspinsel.

Von Anderan ab am 5. Juli 32 früh 8 Uhr.

Mit gemischten Gefühlen ging es wieder weiter. Noch mehr solche Einnahmen, dann sind wir reif zum Konkurs erklären.

Dann kam Freiberg, bekannt durch die Silberbergwerke, die dort sind.
Ein sehr schönes Städtchen. Aber leider das heute das Silber keinen Wert mehr besitzt ist auch dort die No eingekehrt, aber trotzdem wurden wir sehr nett unterstützt.
Behörde sowie Sportverein sehr anständig. Freiberg ist auch bekannt durch ihren Dom.

Hauptsächlich der herrlichen goldenen Pforte, die Eingang des Domes ist. Sowie alte Sagen beherraschen die Stadt. Begründer der Silberbegwerks Stadt ist Otto der Reiche, Markgraf zu Meißen. Eine Denkmalsinschrift welche die Stadt zue Erinnerung aufstellte besagt die Worte „zur Förderung und zum Schutz des hier erstandenen Bergbaus um das Jahr 1180“.

Hier hat es uns sehr gefallen. Wir nahmen Quartier auf einem Bauplatz, welcher der Stadt gehörte.

Von Freiberg in Sachsen ab am 6. Juli 32 früh 10 Uhr.

Da ging es gleich über eine große Bergstraße einwärts und dann wieder unheimlich hinauf, aber mit einem unheimlichen Mut und Ausdauer, die wir bis jetzt immer hatten überwanden wir auch dieses Stück Arbeit.

So um 8 1/2 abends kamen wir nach Grillenburg, ist ein kleiner Ausflugsort. Quartier nahmen wir auf einer Wiese neben der Straße.
Bürgermeister des Ortes lud uns zum Essen, war ein ganz netter Mensch. Es war aber ein Gemeindeessen, das heißt für fremde Wanderburschen wird von der Gemeinde ein Essen bezahlt. Nun es hat uns geschmeckt, als wir schlafen gingen setzte ein großer Regen ein, der bis 10 Uhr morgens anhielt. Als es etwas aushielt gondelten wir wieder weiter.

Von Grillenberg ab am 7. Juli 32.
Immer bergauf und bergab ging es nach Freithal, ein ganz nettes Städtchen. Sind im Gasthaus

Sächsischer Wolf abgestiegen, Besitzer Valentin Wolf. Haben wieder Glück gehabt, wir wurden sehr gut aufgenommen. Trotz großer Arbeitslosigkeit die hier herrschen sind die Leute trotzdem freigiebig. Sportverein und Behörde soweit ganz nett, kleinen Ärger hat man überall zu gewärtigen. Besuchte noch Richard Hoffmann sowie Stössel auf und bat sie um Unterschrift, bekam sie ohne weiteres, waren sehr nette Menschen. Herr Müller, Fabrikant, wo die zwei Fußballer beschäftigt sind, hatte uns ein gutes Reisegeld mitgegeben, war sehr schön von ihm. Heute den 8 Juli fuhr ich nach Dresden und habe alle Polizeiliochen Genehmigungen eingeholt, habe keine Schwierigkeiten bekommen. Da ich etwas spät zurück kam fuhren wir erst morgen weiter.

Von Freithal ab am 9. Juli 32.

Immer wieder weiter heißt unsere Parole, was bringt uns Dresden?
Wir werden es schon noch sehen!
So im Laufe des Nachmittags kamen wir in die herrliche Kunststadt Dresden, wunderbare Bauten einfach schön. Leider sind der größte Teil der Bevölkerung furchtbar spießbürgerlich, die sind bestimmt nicht wert in einer so schönen Stadt zu wohnen.

Überhaupt haben wir die Feststellung gemacht, das wir hauptsächlich von den Armen der Ärmsten am besten unterstützt wurden, die so genannten besseren Herrschaften sahen uns bestimmt für nicht ganz einwandfrei an. Wir werden aber solchen Leuten schon zeigen, das einfache Leute auch ihren Stolz und festen deutschen Charakter besitzen. Von Samstag den 9. Juli bis Sonntag den 10. Juli übernachteten wir an der Elbe unter der Augustbrücke.

Am Sonntag bekamen wir dann einen Hofraum zu unterstellen. Abends fuhren wir mit einem Dampfer zur Vogelwiese(Volksfest, bei uns Dult genannt).

Hier war Hochbetrieb, haben einen großen Spaß erlebt. Kam da ein Tiroler mit Würstchenkasten umgehängt daher, ich frug ihn wo bist du denn her? Da gab er mir zur Antwort „was meinste, Hallo sächsischer Bayer.“ Die umstehenden Leute lachten natürlich über diesen Reinfall des angeblichen Bayers. Wir sind aber dann auch schön eingegangen, hauptsächlich Franz kamen wir in ein echtes Bayerisches Bierzelt wo eine richtige Münchner Kapelle spielte hinein und Franz hatte nämlich die Kartentasche umgehängt. Da rief ein Münchner Musiker zu uns her „zu der Maß Bier braucht ihr zwei Landkarten?“. Ein mords Gelächter aller Anwesenden kam vom Stapel, nun ich war gleich schlagfertig und sagte wieder „für Bier brauchen wir es net, aber zum Geld suchen“. Da hatte wir die Lacher wieder auf unserer Seite. Es war ein ganz netter Abend.

Am Montag Abend, als wir wieder Geschäftsschluß machten, nahmen wir im Gasthaus Stadt Bautzen Quartier, die Wirtsleute waren sehr gute Menschen. Abends besuchten wir so ein Tingel- Tangel Lokal. Eintritt frei, dafür so ein kleines Glas Bier 45 Pf.. So was darf natürlich in Regensburg nicht sein, da würde die öffentliche Sicherheit gefährdet werden.
Uns hat es nichts ausgemacht, es war ganz nett. Die Sportvereine waren soweit recht zuvorkommend nur „Guts-Muts“ lies zu wünschen übrig. Das erkennt man in meinem Reisebuch.

Im allgemeinen ist die Bevölkerung sehr zuvorkommend, nehmen aber mehr schöne Worte in den Mund, als aus innerer Überzeugung. Geschäftlich hätte es besser sein sollen, pozentuell war Chemnitz besser.

Von Dresden ab am 14. Juli 32.

Kamen bis Sörnewitz und nahmen Quartier an dem Ufer der Elbe. Haben da nicht viel erlebt. Die paar Leute die uns besuchten waren ganz gut.

Von Sörnewitz ab am 15. Juli 32

Von München ab am 20. April 33.

Unsere Kassen sind etwas leer mit 8 Mark ging es weiter haben uns in München gut ausstaffiert, drum Ebbe in der Kasse. Aber mit gutem Mut verlassen wir die Stadt, im Stadtteil Giesing mußten wir über den Giesinger Berg war nicht schlimm, hausierten durch, nicht schlecht abgeschnitten. Blachinger Kodl nahm den Abschied von uns.

So um 6 Uhr kamen wir nach Sauerlach, ein ganz nettes Dorf. Im Cafe Meyer Quartier, ganz nett aufgenommen, etwas Geschäft. Dieser Teil Oberbayern wird, scheint es, etwas besser zu werden. Sauerlach den 20.04.33

Heute den 21. April 33 wollten wir weg machen, aber in der Früh setzte Schneefall ein, daß wir noch einmal über Nacht blieben. Zeit lassen wir uns auch, damit wir nicht überanstrengt werden für unsere Höchstleistung den Wallberg (1500 m hoch ). Abends war es noch sehr gemütlich.

Von Sauerlach ab am 22. April 33.

Bischen Schneefall geht es weiter, gut ist es das es eine sehr flache Ebene ist nur der Teufelsgraben war etwas schwer, so um 3 Uhr kamen wir nach Holzkirchen, Hausieren war ganz gut.

Im Häuslbrau Quartier, sehr gut aufgenommen, im Hinterhaus ist die Konsumbäckerei, zufälliger Weise zündete ich mir eine Zigarette an mit Konsum-Streichhölzer, Geschäftsführer stand daneben, hatte solche Freude, und wir durften in den Bäckereiladen, gab uns auch Konserven und Brot. Verwalten 8 M, also kurz und gut, haben es sehr gut getroffen. Abends gingen wir zur Versammlung des hiesigen Sportverein, nach langem Warten, wie üblich aufgenommen 4 M. Heute Sonntag einmal Regen und gleich wieder Sonnenschein. Für den Marktflecken Holzkirchen zufrieden.

Holzkirchen 23. April 33

Holzkirchen ab am 24. April 1933.

Von unseren netten Wirtsleuten Abschied nehmend geht es wieder weiter.
Kaltes Wetter nachlassend, halb Sonne, halb Wolke. Von der Ferne sehen wir schon die Berge, einen wollen wir besteigen, den Wallberg. Wie wird es uns ergehen?
So bergig wie im Vogtland und Fichtelgebierge, so wie Harz und Thüringer Wald sind die Straßen hier nicht.

So um 5 Uhr kommen wir nach Gmund, liegt an der Südseite am untersten Eck des Tegernsee, liegt herrlich auf der Anhöhe mit einem wunderbaren Blick zum See.
Hier schlagen wir Quartier bei einem Bauern, ganz gut.
Einnahmen durch hausieren ganz gut. Aufsehen erregen wir überall, besonders als wir erzählten, den Wallberg zu machen. Jeder sagt unmöglich, aber wir wollen und müssen ihn bezwingen.

Von Gmund ab am 25. April 1933

Haben uns mal richtig ausgeschlafen, sind erst um 2 Uhr nachmittags weggefahren. Herrliche Abschiedsgrüße begleiten uns von den Einwohnern. Es ist doch Bayern Freundlichkeit, durchschnittlich überall. Ebene Straßen und herrliches Wetter sind unsere Begleiter. So um 4 Uhr kamen wir nach Tegernsee, Aufsehen und Bewunderung. Da hat man Freude und neuen Mut. Hausierten auch ganz gut. Schloßbrauerei Garagen-Quartier bekommen. Turnvereinsunterschrift, geht an. Sind bis jetzt zufrieden.

Von Tegernsee ab am 26.April 1933.

Lassen uns richtig Zeit. Regennasses Wetter haben wir auch bekommen, welches uns gerade nicht recht paßt. Da wir doch morgen den Wallberg besteigen wollen. Sind heute um 5 1/2 Uhr nach Rottach am Tegernsee gekommen und von hier aus machen wir unsere Bergtour. Na hoffentlich macht das Wetter ein schönes Gesicht. Quartier im Gasthof Lindl, sehr gut aufgenommen. Hausierten durch, geht gut an. Gemeindestempel sehr schwer zu bekommen, bekam doch dann einen amtlichen Stempel, wie es Handwerksburschen bekommen.

Morgen unser schwieriger Berg, hoffentlich passiert uns nichts.
Was wir da leisten ist unmenschlich.
Durch diese Leistung hoffen wir, das man uns als echte deutsche Sportmenschen ansehen werden. Rottach am Tegernsee 26. April 1933

Von Rottach am Tegernsee ab am 27. April 1933.

Regnerisches Wetter machten wir uns auf nun den Wallberg zu besteigen.
Alle Dorfbewohner glaubten es nicht, das es Ernst wird mit der Bergfahrt.
So um 11 Uhr kamen wir an den Fuß des Wallberges, wo auch der Wildpark der Familie Hübsch ist.

Als wir daherkamen, kamen Familie Hübsch und luden uns zum Essen ein, was wir auch dankend annahmen, es setzte auch so ein großer Regen ein, daß man glaubte es hört heute nicht mehr auf. Familie Hübsch, erstklassig, Tag und Nacht dürfen wir kommen, wenn wir etwas brauchen und so, mit einem Wort „Erstklassig“.

So um 3 Uhr hörte der Regen auf und wir fingen an mit unserer Tour. Stückweise Arbeit von 20 cm bis 1 m konnten wir unseren Ball nur vorwärts bringen. Am ersten Tag machten wir bis zu m kleinen Graben, sind ungefähr 500 m. am 2. Tag ging es bis zum großen Graben, das Wetter wird besser.

Wir spüren schon allmählich die Anstrengung. Am 3. Tag machten wir erst um 2 1/2 Uhr auf die Füsse. Der große Graben hat eine Steigung von 34%. Zu diesem 50 m langen Stück brauchten wir bis 4 Uhr, also 1 1/2Std. Machten bis 2,20m vor der Kurve halt. Am 4.Tag Sonntag machten wir blau. Am 5. Tag, das war der 1. Mai machten wir Vormittag bis zur Kurve, dann ging ich auf Post nach Tegernsee. Am 2. Mai (6. Tag) ging es wieder weiter auf der…

schönes Wetter, paarmal Gewitter u. Regen. Wir werden immer schlapper.

Am 7. Tag kamen wir bis zur… 3 Serpentinkurven nach einander. Lebensmittel gehen allmählich aus. Ist gut daß Familie Hübsch Esswaren sendet u. auf Wunsch Milch. Können nicht viel essen vor Übermüdung.

So verliefen dann die anderen Tage gleichmäßig, mit Steigungen sonders gleichen, bis wir am 10 Tag früh 10 1/4 Uhr aufs Schutzhaus kamen.

Pächter Kretzer gab uns gleich zu essen, sogar Geld.
Blieben nur einige Stunden, Da Hübsch Reklame machte, daß unser Ball am Sonntag zu besichtigen ist im Wildpark.

Die Talfahrt ging in 2 1/4 Stunden vonstatten. Hübsch seine Jungen sägten einen 10 M langen Tannengipfel ab welcher als Bremse diente. Beschwert wurde er mit den Jungen, die darauf saßen, je nach Bedarf des Gefälles.

Im Tal als wir ankamen standen viele Menschen, welche uns schon erwarteten am Waldesrand, gratulierten und Frage auf Frage folgten.
Gesundheitlich gut, Achseln aufgescheuert vom Schieben, Schuhe vollständig erledigt, letzte 3 Tage schon auf Socken gelaufen.

Am Sonntag 6 Mai 33 stellten wir unseren Ball auf neben der Veranda u. Einnahmen ganz gut. Was wir geleistet haben, kann man nicht schildern.
Heute Montag blau, morgen geht es weiter.
Wildpark Rottach am Tegernsee 8. Mai 1933

Vom Wildpark Rottach am Tegernsee ab am 9. Mai 1933

Wieder ein Abschied von guten Leuten, das ist nicht immer leicht.
Fuhren bis zum Gasthaus Lindl, wo wir noch unsere versprochene Brotzeit aßen, holte noch Post, wo ich auch Briefe erhielt.
So um 2 Uhr machten wir uns auf den Weg. Hausierten nach Egern durch, war ganz gut.
So um um 5 Uhr kamen wir nach Bad Wiessee, wieder Regen, Quartier im Hotel Post, waren ganz gut aufgenommen. Das es hier herrlich ist braucht man nicht zu schildern. Besonderes nichts.

Von Wiessee ab am 10. Mai 1933.

Als wir aufstanden regnete es, wir warteten den größten Regen ab und so machten wir erst um 9 Uhr weiter. Gemütliche Sachsen, Kurgäste machten sich einen Spaß und einer zog mit mir den Ball. Hernach ging er mit der Mütze in der Hand zu seinen Bekannten und bettelte um Zuschuß seiner Leistung

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Regen und immer wieder Regen unser unerwünschter Begleiter; kamen wir so um 7 Uhr nach Waakirchen. Besonderes Nichts.

Von Waakirchen ab am 11. Mai 1933.

Alle Tage schlechtes Wetter und mageren Verdienst, es langt immer blos fürs Maul, so geht es uns schon dauernd, da gehört eiserner Wille dazu um nicht einmal von unserem Vorhaben abzulassen, nun wir kämpfen es schon durch. So um 7 1/2 Uhr kamen wir nach Greiling, ein schmuckes Dörfl. Quartier bei einem Bauern im Hof. Abends Dorf besuchen, von unserem Quartier aus ein herrlicher Blick zur Alpenkette. Leider wurde der Ausblick etwas gehemmt durch die Regenwolken, es ist auch furchtbar naßkalt.

Von Greiling ab am 12. Mai 1933.

Hoffend auf gut Wetter, da Bad Tölz vor der Tür steht, geht es weiter, aber leider nach kurzer Fahrt setzt Regen ein und patschnaß kamen wir nach Bad Tölz, mußten aber noch durchhausieren, hatten Glück es hörte langsam auf, aber kaum hatten wir durchhausiert fing es mit vollen Kräften nochmals an. Grau suchte Quartier, ich holte Post. Eine Karte überraschte mich, meine Braut meldete sich an. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Über dieses Kapitel schweigen. So was vertraut man nicht dem Partner an.

Am Samstag holte ich mir Erlaubns, Polizei nett, bekam es auch für Sonntag, da gerade Markt ist. Einnahmen durch Regen schlecht, es langt halt gerade zum Essen. Am Sonntag das gleiche – Regen – Regen.
Ich holte meine Braut dann ab und Grau hatte den Ganzen Tag Dienst. Am Montag blieben wir noch in Tölz wegen meiner Braut.

Von Bad Tölz ab am 16. Mai 1933.

Etwas besseres Wetter, hausierten noch den Stadtteil (Kurteil) durch, war ganz gut, war auch Zeit, sonst wären wir direkt Bargeldlos von Tölz weg. Meine Braut begleitete uns noch bis Bad- Heilbrunn, wo wir Quartier nahmen; begleite noch Resi bis Tölz zurück, Regen und immer wieder Regen, um 12 Uhr nachts kam ich nach Haus.

Von Heilbrunn ab am 17. Mai 1933

Ging es wieder weiter. Wetter gemischt, bis jetzt keine besondere Steigung. 3/4 Std. vor Kochel setzte wieder starker Regen ein, so daß wir gleich am Bahnhof, es war auch schon recht spät, Hotel Post Quartier nahmen. Hatten Glück, bekamen einen Schupfen. Lebensmittel ist ein rarer Artikel und Geld bei uns. Besonderes nichts.

Von Kochel ab am 18. Mai 1933.

Bevor der Abfahrt kam noch ein Schafför der Omnibus und brachte Grüße von meiner Braut und sie kommt nach, was für ein Gefühl mich umschlich!!!
Nun wir hausierten durch, war ganz gut. Konnten uns wieder Lebensmittel kaufen. Dann warteten wir auf Resi. Als sie kam sah ich an ihren Augen, daß sie sehr viel noch für mich übrig hat, das ist Privatsache drum Schluß. Durch diesen Besuch blieben wir am Kochel über nacht.

Ein romantisches Plätzchen suchten wir uns direkt am See. Schweren Herzens nahmen ich und meine Braut Abschied. Abends badete ich mich trotz der Kälte im Kochelsee.